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Früher war alles besser – oder zumindest anders

Ein Bericht vom Kenjutsu – Lehrgang mit Helge Weiselowski in Egeln

„Früher war alles besser“ – diesen Satz kennt sicher fast jeder, wird er doch landläufig immer dann gebraucht, wenn sich über irgendwelche derzeitigen, nach eigenem Ermessen unzulängliche Zustände beklagt werden soll, ohne dass ein konkret Schuldiger ausgemacht werden kann.

Im Zuge dessen werden dann „frühere Zeiten“ – die oft noch nicht einmal selbst erlebt wurden – als das Non-Plus-Ultra verromatisiert oder glorifiziert.

In Vergessenheit geraten dabei jedoch die ebenso „damaligen“ Begleitumstände, welche die „gute alte Zeit“ dann eben doch nicht so gut – und alt – erscheinen lassen würden, wenn man sich denn an sie erinnern wollte oder könnte:

Ein schönes Beispiel ist das glorreiche Mittelalter – Zeit dessen das gemeine Volk, zu dem die meisten dessen Fangemeinde damals hätten gehören dürfen, im täglichen Überlebenskampf um Essen und gegen Krankheiten keine Zeit für Minnegesang und heldenhaften Ritterkampf gehabt, sich im Winter den berühmten Allerwertesten in spärlichen Behausungen abgefroren und im Sommer auf den stillen Örtchen einen Kampf gegen Myriaden Fliegen geführt hätten.

Im Karate ist es ähnlich:

Es werden „gute alte Zeiten“ - meist ist damit die Periode der sechziger bis frühe neunziger Jahre des 20. Jh. gemeint - in den Olymp gehoben, in denen man sich noch „richtig gehauen“ habe und nicht nur „herumgehüpft sei“, in denen noch „ganze Kerle ihren Mann gestanden“ und sich nicht so viele „verweichlichte, unsportliche“ Leute mit Gürteln geschmückt hätten. Dabei wird oft vergessen, dass in den „damaligen Zeiten“ das Kämpfen ebensowenig praxistauglich und mit dem eigentlichen Sinn des Karate verwandt war, wie sämtliche Repräsentanten der Kampfkunst unter Fitnessaspekten olympische Sporthöhen hätten erklimmen können.

Auf jeden Fall war in dieser „guten alten Zeit“ der Umgang mit irgendwelchen Utensilien im Zusammenhang mit Karate nahezu verpönt:

Hatten es schon verschiedene, kleine Stilrichtungen schwer, ihre Existenzberechtigung gegenüber einigen wenigen Großen zu behaupten, war der Umgang mit Waffen fast ein „Unding“ – ungeachtet dessen historischen Bezuges zur Kampfkunst der leeren Hand.

Dieses ist heutzutage anders:
Es gehört mittlerweile fast schon zum guten Ton, sich auch im Umgang mit den „klassischen japanischen Waffen“ im Kontext mit Karate auseinanderzusetzen (Tonfa, Sai, Bo, Jo etc.); es gibt sogar entsprechende Prüfungsordnungen. Früher war dieses undenkbar.

Ebenso undenkbar daher auch, dass, wie am 06.-07.09.2019 in Egeln geschehen, unter dem Dach des Karate ein Lehrgang in einer Form des japanischen Schwertkampfes abgehalten wird.

Helge Weiselowski unterwies als Repräsentant und Lehrmeister des Jikishinkage – Kenjutsu, einer Form des Umganges mit dem Schwert aus der Zeit nach dem Abflauen der permanenten Bürgerkriege in Japan eingangs des 17. Jh., einen kleinen Kreis Interessierter in der Egelner Schulsporthalle in Grundtechniken und Kataformen unter Gebrauch des Bokken (Holzschert), Shinai (Bambus-Übungsschwert) und Kodachi (Kurzschwert).

Das Besondere dieser Übungsformen war dabei zum einen, dass nicht, wie vielleicht oft gedacht, „Trockenübungen gegen imaginäre Gegner“ den Übungsablauf beherrschen. Vielmehr dominieren Partnerübungen das Programm – macht es doch wenig Sinn den Gebrauch von Waffen, welche auf direkte Konfrontation ausgelegt sind, ohne eine solche einüben zu wollen. Einer Illusion wollte man sich insofern nicht hingeben.

Zum anderen überraschte die Art der Trainingserschöpfung bei diesen Übungsformen: Die Bewegungsausführung an sich, verbunden mit Schrittarbeit, Koordination mit dem Partner sowie teilweise vorgegebenen, teilweise freien Abläufen strapazierte hier mit der Zeit den Geist und Körper der Teilnehmer derart, dass schlichtweg am Ende eines Lehrgangstages nicht, wie erwartet, aufgrund konditioneller Unzulänglichkeiten, sondern schlichtweg wegen geistig - körperlicher Überforderung gleichsam der „Kanal voll“ war und die berühmte „Puste“ sprichwörtlich ausging.

Ergänzt wurden die Einheiten durch traditionelle Schnittübungen an Bambusmatten: Dabei wurde mit realen Schwertern an in Wasser eingeweichten Bambusmatten, welche der Konsistenz nach einen realen Gegner darstellen sollen, der richtige Gebrauch des Schwertes geübt:

Dabei zeigte sich recht deutlich der Unterschied zum Bokken und Shinai sowie der Grad des Verständnisses des Gebrauchs der Waffe selbst: Wer hier einfach nur „draufloshaute“, war oft nicht in der Lage, die Bambusmatten mit dem geforderten, einen Schnitt zu zerschneiden und überrascht, wie diffizil doch auch der Umgang mit dem doch oft als Ultimativwaffe bezeichneten, japanischen Schwert sein kann. 

Insofern war am Ende des Lehrganges eines auch klar:

Die Möglichkeit einer derartigen Wissenserweiterung hätte unter dem Dach des Karate vor einigen Jahren noch nicht bestanden.

Früher war nicht alles besser – es war einiges - anders.

Einen Dank geht an den Egelner Karateverein, der mit seinen Helfern diesen Lehrgangs möglich gemacht hat.

Text: Presserreferent KVSA
Bilder: Karateverein Egeln

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